Wenn ich mich zu Hause zum Schreiben an den Schreibtisch setze, fange ich sofort an zu arbeiten: ich sortiere die Ablagebox, lese Emails, fülle Tintenpatronen nach und bearbeite meinen Kalender (den handschriftlichen!), gucke schnell auf Facebook nach oder poste noch eben ein Bild in Instagram, schreibe eben ein paar Notizen für den nächsten Blogeintrag auf ein Post-it … Kurzum: ich mache ALLES, nur NICHT an meiner Geschichte weiterschreiben. Sollte ich tatsächlich mein Schreibprogramm öffnen (Papyrus Autor), so starte ich mit 99-prozentiger Sicherheit entweder die Hilfefunktion, die Lerndatei oder die Navigationsleiste, um den Plot zu bearbeiten. Es ist zum Verrücktwerden. Am Schreibtisch schaltet mein Gehirn automatisch in den Arbeitsmodus – Korrektorat, Lektorat, all das funktioniert reibungslos am Laptop /Schreibtisch – zur Not auch fünf, sechs Stunden am Stück. Nur kreatives Schreiben will hier einfach nicht gelingen.

Ich habe es schon mit allen möglichen Tricks versucht – keine Chance. Einziger Ausweg: ein anderer Schreibort! Und wenn ich nicht erst alles in eine Kladde schreiben will, was ich in der Tat am liebsten tue, dann muss ich den Ort, an dem die Steckdose für mein Laptop in der Wand wartet, mit ausreichendem Abstand zur Familie wählen: Mein Lieblingsort für diese Schreibzeiten?

Ming Kölle! Jugendherberge Deutz!

Abgesehen davon, dass in dieser Stadt meine Seele zu Hause ist und diese sofort trunken vor Glück Ideen sprudeln lässt, sobald ich die Stadtgrenze übertrete, hat die Jugendherberge Deutz drei weitere Vorteile für mich: Zimmer ohne WLAN, dafür mit Dusche und Domblick! Wenn also das Wetter zu kalt ist, um auf den Rheinterrassen hockend zu dichten, muss ich nicht unbedingt das Zimmer verlassen und bin dennoch von allen Ablenkungen geschützt.

Osterferien, Kind im Trainingslager, Vorsaison in der Firma des Göttergatten – gute Bedingungen für ein paar freie Tage: Jugendherberge anrufen – Zimmer buchen – Koffer packen – Los! Köln, ich komme. Zwei wundervolle Schreibtage in Köln und schon sind etliche Seiten gefüllt und meine Seele erholt. Geschrieben habe ich: in der Sonne auf den Rheinterassen (Akku 100 % voll), zur Teezeit im Cafe Reichard (das Cafe am Dom mit den leckersten Kuchen und Strudeln und den mit Abstand schönsten WCs der Stadt 😊), zur Abend(b)rotzeit im Früh (dem paradiesischen Ort, an dem sich „Himmel und Erde“ auf einem Teller treffen und das „Wasser von Kölle“ aus nie versiegenden Hähnen in kleine Gefäße rinnt) und natürlich in meinem Zimmer mit Aussicht.

Und wo schreibt Ihr? Schreibt es mir doch.