Ich liiiebe Irland. Ich liebe das Wetter! Ehrlich! Nicht zu heiß, nicht zu kalt. Als Schutz vor zu viel Regen gibt es wunderbare kleine Cafes mit fantastischen Donuts, selbstgebackenem Kuchen, Hot-Dogs aus Lammfleisch oder die einzig wahre Suppe: Seafood Chowder. Ich liebe die Landschaft! Ich liebe die Mystik, die Sagen, die Musik und die irische Seele. Und das alles finde ich wieder im irischen Whiskey (mit e!) und in den irischen Erzählungen.
Kein Wunder also, dass in meiner Stilles-Örtchen-Bibliothek auch ein Band mit irischen Kurzgeschichten zu finden ist: Irische Erzähler aus der Manesse Bibliothek der Weltliteratur (meine Ausgabe ist von 1952). Zwanzig kleine Geschichten (9 bis 34 Seiten) voll irischer Seele: ehrlich, direkt, mystisch, manchmal etwas melancholisch, rauh und regnerisch, aber voller Herzlichkeit.
Eine Geschichte mag ich besonders: Das Haus von Senmes O’Kelly.
Martin Cosgrave erhält die Nachricht, dass seine große Liebe Rose aus Amerika zurück nach Irland kommen will und ihm ausrichten lässt, sie sei bereit, ihn zu heiraten. Voller Eifer und Vorfreude macht er sich sofort daran, auf seinem Land ein neues Haus zu bauen, damit Rose nicht in seine alte Hütte ziehen muss. Tag und Nacht schuftet er wie ein Berserker, nichts anderes hat mehr Platz in seinem Leben, nichts eine größere Bedeutung als das neue Haus für Rose. Spätestens nach sechs Seiten ahnen wir, dass es sicher anders kommt, dass irgendetwas nicht stimmen kann. Doch da ist es schon zu spät, die Geschichte hat uns am Haken. Weglegen war mir nicht mehr möglich. Nicht beim ersten Lesen – auch nicht beim dritten. Jedes Mal bin ich wieder fasziniert, wie Worte einen solchen Bannzauber bewirken können. Ich stehe mit Martin auf dem Hügel und schleppe Steine, plane, grabe, baue und sehne.

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